Machen Computerspiele aus Jugendlichen Amokläufer?

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pipboypatricia_guzman_pipboypatricia_guzman_pipboy1Ich bekenne: Auch ich habe virtuell getötet. Es hat sogar Spaß gemacht. Fast schäme ich mich, nach dem Amoklauf von Winnenden das zuzugeben. Ab und zu spiele ich Half Life, Counter Strike oder Fall Out 3. Ich bin ein ausgeglichener Mensch, grüße die Nachbarn und gebe beim Finanzamt sämtliche Einnahmen an, trotzdem fällt mir der Umgang mit Beretta, Pump Gun oder Handgranate per Mausklick leicht. Wie kann ich in der virtuellen Welt böse und in der realen so nett sein?

Können Computerspiele aus Jugendlichen Amokläufer machen? Games für den PC haben mich nie zur Gewaltausübung animiert, auch früher nicht, als ich jünger war. Doch sowohl Robert Steinhäuser in Erfurt wie auch Tim K. in Winnenden haben vor ihrem schrecklichen Amoklauf gewaltverherrlichende Computerspiele gezockt, unter anderem auch die mir bekannten Ego-Shooter. In den Medien macht die These der Gewalt produzierenden Computerspiele die Runde. Doch was war zuerst da? Das Computerspiel oder die Gewalt? Das Ei oder die Henne? …

Verbot von Gewalt-Computerspielen?

Welche Seite hat beim Streit über das Für und Wider Recht? Die leidenschaftlichen Gamer, die darauf hinweisen, dass nicht jeder von ihnen ein Hooligan oder gar Amokläufer ist oder die Gegner, die ein Verbot aller brutalen Spiele fordern? Gewaltausübung in der virtuellen Welt setze die Hemmschwelle zum Amoklauf herab, wie der bayerische Innenminister Joachim Herrmann gegenüber dem Radiosender Bayern 2 sagte. Abläufe, die wir in der Vergangenheit mehrmals durchgespielt haben, können wir in Stresssituationen abrufen, ohne zuvor unser Handeln überdenken zu müssen. Wie das Training im Flugsimulator, bereitet es  auf den Ernstfall vor.

Mehr Dialog

Ich glaube kaum, dass durch ein Verbot der Spiele der treffend als Aufmerksamkeitsterrorismus bezeichnete Amoklauf verhindert wird. Eine von vielen Maßnahmen wäre, Jugendliche für die Problematik des Mobbings zu sensibilisieren. Oft geht die Diskriminierung Einzelner jeden Tag über viele Stunden und das über Jahre hinweg. Dieser Umstand ist zermürbender, als mancher denken mag. Doch vor wem kann ich zugeben, dass ich in der Schule nicht so beliebt bin, wie ich es gerne hätte? Wer hilft Opfer und Mobbenden?

Lösungswege kosten Geld

Die Stimmen, die nach besserer Betreuung von Kindern, Jugendlichen und Pädagogen rufen, haben Recht. Wichtig wären zusätzlich Arbeitsgruppen, in denen jeder Schüler kreativ und stark sein darf. Um Schülern zu vermitteln, dass sie und ihr Können einen Wert haben, sind Investitionen nötig. Geld, das wir in die Gesellschaft von Morgen investieren sollten – ein Lösungsweg, der kostspieliger und mühsamer als ein Verbot von gewaltverherrlichenden Spielen wäre.

Foto: ich und der Pipboy aus Fall Out 3

19 März 2009

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