Aberglaube im Fußball
Ein bisschen amüsieren uns die abergläubischen Afrikaner, doch sind wir nicht minder fleißige Zauberer und Hexen? Wenn es darum geht, den Fußballgott zu bezirzen, mutieren vernünftige Mitteleuropäer zu Regentänzern und Glücksamulettträgern. Da wird schon mal das Fantrikot ununterbrochen Tag und Nacht angezogen, stinke es, wie es wolle, weil die deutsche Mannschaft ausscheiden wird, sobald wir wagen, das Shirt abzulegen. Fans haben Heiligenbilder bei sich oder essen während der Fußball Weltmeisterschaft vier Wochen lang mittags Pommes-Rot-Weiß. Uns machen Fußballprofis die Glücks bringenden Rituale vor. Sie haben Schienbeinschoner mit positiver Aura, küssen Kettchen nach jedem Tor oder müssen als letzte oder erste das Spielfeld betreten.
Unappetitliche Rituale
Beim Magazin für Fußballkultur 11freunde war zu lesen: „Der argentinische Keeper Sergio Goycoechea hatte es sich zur Angewohnheit gemacht, vor Strafstößen des Gegners auf den Platz zu urinieren. Eine Methode, mit der offenbar nicht nur Fingerwarzen bekämpft werden, sondern auch gegnerische Stürmer verunsichert werden können. Die Methode hatte nämlich durchaus Erfolg, bis zum Finale 1990 in Rom.“ Deutschland siegte 1:0.“
Zauberformel zum Erfolg
Im Gegensatz zu den Aktiven auf dem Feld, bleiben uns ausschließlich rituelle Handlungen, um Einfluss auf das Spiel ausüben zu können. Dieser Umstand eint uns mit afrikanischen Fußballfans. So mancher deutsche Fan würde sicher gerne den Trainer der gegnerischen Mannschaft wegen Hexerei verklagen. Vielleicht hindert ihn einzig der Umstand daran, dass seine Rechtschutzversicherung die Prozesskosten nicht deckt. Ich hoffe, Ihr werdet unsere Nationalelf unterstützen. Ich werde mir meine Glücksgirlande um den Kopf wickeln und die Spiele ausschließlich an kleinen Fernsehgeräten verfolgen. Als ich während der WM 2006 beim Public Viewing in der Dortmunder Westfalenhalle war, hat Deutschland verloren. Das passiert mir kein zweites Mal.
Spiegel Online zu Hexenzauber und Aberglaube im afrikanischen Fußball.
Der Artikel zu Aberglaube im Fußball aus dem Magazin 11Freunde, ebenfalls bei Spiegel Online archiviert.
Foto: Torsten Bogdenand / pixelio.de