Zu hoch für Duisburg? Das Wahlplakat in 2,5 Metern Höhe
Die SPD und neue Konkurrenz
Gregor Gysi hat sich so hoch an die Duisburger Laternenpfähle tackern lassen, dass ich ihn erst einen Tag vor der Bundestagswahl vor meinem Haus entdeckt habe. Ich mag es nicht, zu Politikern aufschauen zu müssen und damit rückte der Fraktionsvorsitzende der Linken aus meinem Blickfeld. Ein bisschen eitel wirkt er, wie er da so oben hängt. Gysi hatte erkannt, dass die SPD durch ihre Tendenz in die Mitte und darüber hinaus eine gähnende Leere im linken Themenspektrum hinterließ. Die Partei Die Linke nahm bereitwillig diesen frei gewordenen Platz ein. Und wohin rückt die SPD? Möchte sich die Partei in Zukunft die Stühle mit der CDU teilen? Wollen die Sozialdemokraten wieder zurück links neben die CDU? Dort sitzt jetzt Gregor Gysi und wird ein wenig eitel auf die SPD runter sehen. „Weg gegangen, Platz ver …“ wird er leise bei sich denken.
Im Café Europa wird die Auswahl immer größer – nicht unbedingt besser. Am 7. Juni 2009 hat der Bürger auf dem 88-Zentimeter-Wahlzettel die Entscheidung zwischen 31 Parteien getroffen. Darunter begegneten dem Wähler neben den großen bekannten einige exotische Parteien. Das sind zum Beispiel Die Frauen eine feministische Partei, Die Piraten, Freunde aller Raubkopierer, Die Christliche Mitte (sehr schönen Spoof zum Spot dazu findet Ihr hier) Die Grauen oder die Partei 50Plus, die die Interessen älterer Menschen vertreten. Letzere nennt sich auch Anti-Parteien-Partei. Sehr beliebt in ganz Europa ist das Protestwählen, indem der Wähler das Kreuzchen neben einer Partei macht, deren Sieg er für völlig aussichtslos hält. Was Merkels Konjunkturanschub mit EU-Lebensmittelverordnungen zu tun hat, enzieht sich meinem Verständnis. Ich habe mich mit einem Bekannten unterhalten, der aus Protest sein Kreuz neben einer Partei, „in deren Name irgendwas mit sozial stand“ gemacht hat. Ich erzählte ihm, dass er seine Stimme einer rechtsradikalen Gruppierung gegeben hatte. Selbstverständlich wählen wir Blogger und Journalisten die Piratenpartei. Hebt das Urheberrecht auf! So eine Lapalie wie den Lebensunterhalt verdienen wir uns, indem wir dann Online-Filmtauschbörsen betreiben.
Foto: Rainer Sturm/Pixelio