Ich bewundere den Mut der Wachswesen in Mike Dackos Kurzfilmdebüt Lightheaded. Denn den heimischen Kerzendocht zu verlassen, bedeutet für die empfindsamen Gestalten höchste Gefahr. Trotzdem starten die kleinen Entdecker zu einer Reise ins Ungewisse. Mit seinem animierten Kurzfilm hat der kalifornische Filmemacher bereits mehrere Preise abstauben können. Zu bewundern auf der Homepage von Mike Dackos Film.
Nach der Schlacht kamen die Trauer und die Leichenfledderer, denn aus jeder Katastrophe lässt sich Profit schlagen. Dafür braucht es nur die Skrupellosen, die es auch bei der Duisburger Loveparade gegeben hat. Ich meine nicht ausschließlich diejenigen, die in den liegen gebliebenen Habseligkeiten der Flüchtenden nach Brauchbarem suchten. Vielmehr spreche ich von der medialen Verwertbarkeit dieser Katastrophe. Die frühere Tagesschausprecherin Eva Herman bedient sich reichlich aus diesem Potenzial. Medial tot geglaubt betreibt sie wenig seriösen Journalismus. Im Onlinemagazin des Kopp-Verlages erschienen mehrere Artikel von Frau Herman, in denen sie allzu früh die Schuldigen gefunden zu haben meint. Sie begeht grundlegende Fehler. Ich zweifle an der journalistischen Qualität der Artikel, denn es bleibt völlig unklar, woher sie ihre detaillierten Beobachtungen hat. Sonst wäre es glaubwürdiger gewesen, die Quellen im Text zu nennen. Weitere Kritikpunkte habe ich in einer Mail an den Kopp-Verlag formuliert:
Mail an den Kopp-Verlag, der Frau Hermans Artikel veröffentlicht hat:
Sehr geehrte Damen und Herren,
zum Teil halte ich Frau Hermans Aussagen zur Loveparade in Duisburg für falsch. Der Artikel ist unsauber recherchiert:
Ich selbst stand während der Massenpanik zwischen 17 und 18 Uhr auf der Rampe vor dem Tunneleingang. Weder ich, noch die meisten, die um mich herumstanden, hatten Drogen oder Alkohol konsumiert. Frau Hermans Urteil ist in diesem Bezug eine verallgemeinernde Aussage, die längst nicht auf jeden zutraf.
„Bei einer Massenpanik wurden die jungen Menschen zertrampelt, stürzten von meterhohen Gerüsten herunter, über die sie sich hatten retten wollen, sie fielen bewusstlos um und gingen in den wildgewordenen Massen unter.“
Diese Aussage ist falsch: Ich habe niemanden aus großer Höhe fallen sehen. Auch die Menschenmasse als „wild geworden“ zu bezeichnen ist meines Erachtens falsch. Es handelte sich eher um ein enges Schieben, nicht um Wildheit.
„Dieses »friedliche Fest fröhlicher junger Menschen« ist in Wahrheit eine riesige Drogen-, Alkohol- und Sexorgie, geplant, genehmigt und zum Teil finanziert von der Stadt Duisburg und NRW.“
Von Orgie kann keine Rede sein, an der Rampe standen Familien mit Kindern und neben mir eine Frau im Rollstuhl mit ihrer Begleiterin. Deswegen halte ich diese Aussage wiederum für verallgemeinernd.
„Viele Mädchen haben den Busen blank gezogen, manche sind fast völlig nackt.“
Wie bereits erwähnt waren Kinder anwesend. Ich habe eine Frau mit entblößtem Oberkörper auf einem der Wagen gesehen. Es muss dort noch eine zweite Frau gegeben haben, denn es gibt Fotos, auf denen zwei Frauen mit nacktem Oberkörper zu sehen sind. Mehr habe ich nicht gesehen. Wie definieren Sie „Viele“? Ich bin komplett angezogen gewesen.
Ich habe zwei Fragen zu dem Artikel:
Das Foto zum Artikel, auf dem zwei nackte Frauen zu sehen sind, ist tatsächlich während der Duisburger Loveparade aufgenommen worden? Können Sie mir das bestätigen?
Wo hat Frau Herman ihre detaillierten Beobachtungen gemacht? Welche Quellen hat Sie genutzt?
Bitte beantworten Sie mir oben stehende Fragen.
Mit bestem Dank und freundlichen Grüßen
Patricia Guzman / Duisburg
(Rechtschreibfehler in den Zitaten habe ich aus dem Artikel übernommen)
Wer gerne den Text von Frau Herman lesen möchte:
Hier geht es zu einem sehr guten Text zum Thema von Nadia Shehadeh auf Philibuster, der auch auf Eva Hermans Text bei Kopp verlinkt.
Es hatte mit viel Spaß, reichlich Sonne und guter Stimmung begonnen und endete traurig: Auf der Loveparade in Duisburg hat es eine Massenpanik gegeben. Ich stand an der Rampe, die zum Tunnel hinabführte, aus dem die Menschen vor Angst hinausrannten. Mein Glück war, dass ich wie angewurzelt stehen blieb und keinem Fluchttrieb folgte. Fast zwei Stunden brauchten wir, um das Gelände des alten Güterbahnhofs, auf dem die Loveparade stattfand, zu verlassen. Selber unversehrt empfinde ich großes Mitleid für alle, die nicht so gut davongekommen sind wie ich. Einen ausführlicheren Bericht gibt es auf Lifestyle Bunny.
Von Florence and The Machine ist der Soundtrack zum Film Eat Pray Love. Weitere Infos zum Film, der am 23. September 2010 in die deutschen Kinos kommt, gibt es bei La Liste des Desiderata.
Der Maler Caravaggio entdeckte in seinen Bildern den hochdramatischen Kontrast von hell und dunkel. Ein Spannungsverhältnis, das bis heute viele auch in Caravaggios Leben zu entdecken versuchen. Michelangelo Merisi, Caravaggio nach dem Herkunftsort seiner Familie benannt, kam 1571 in Mailand zur Welt und starb vor 400 Jahren am 18. Juli 1610 in Porto Ercole. Schon früh bildeten sich Legenden zu seiner Promiskuität und seinem Missachten der gesellschaftlichen Regeln der Zeit.
Kontrast in Leben und Werk
Caravaggios Darstellungen zeigen Heilige neben Nacktheit, Verbrechen neben Reinheit. Genauso wie in der Persönlichkeit des Künstlers große Begabung neben weniger willkommenen Eigenschaften stand. Denn erwiesen ist, dass Caravaggio mehrfach in Konflikt mit dem Gesetz kam. 1606 musste der Künstler aus Rom fliehen, weil er bei einer Auseinandersetzung einen Mann so schwer verletzte, dass dieser später starb. Caravaggio begründete vor 400 Jahren das Image des genialen Künstlers und gleichzeitigen Enfant terrible, dem zahlreiche Kulturschaffende bis heute versuchen nachzueifern.
Der Taschen Verlag hat einen Bildband herausgegeben mit Caravaggios gesamtem Werk. Zum 400. Todestag des Malers:
Caravaggio. Das vollständige Werk
Prof. Dr. Sebastian Schütze
Hardcover, 29 x 39.5 cm, 306 Seiten
99.99 Euro
Foto oben: Caravaggio, Martyrium des heiligen Matthäus, 1599/1600, Öl auf Leinwand, 323 x 343 cm, Rom, San Luigi dei Francesi, Cappella Contarelli, rechte Seitenwand
Neben dem Wetter ist der Verkehr hier im Ruhrpott unser Lieblingsthema beim Treppenhausplausch. Wenn wir unsere A40 auch Ruhrschnellweg nennen, dann betreten wir damit eine metaphysische Ebene, denn in unserer diesseitigen Welt, hat sie das Beiwort „schnell“ so ganz und gar nicht verdient. Eher steht man dort tagsüber im Stau rum und verbringt Stunden damit, aus dem Fenster zu sehen, weswegen ich fast jeden Meter dieser Stadtautobahn kenne. Dass es noch Schöneres gibt, als auf der A40 im Auto zu stehen, durften wir heute erfahren. Der Ruhrpott lief und radelte auf der Autobahn und weil wir hier im Pott sprachlich gerne übertreiben, haben wir das Spektakel Still-Leben genannt. Seit heute Morgen war die Autobahn für alle motorisierten Vier- und Zweiräder gesperrt. Picknicktische standen am Rand und es durfte an einer etwa 60 Kilometer langen Tafel zwischen Duisburg und Dortmund gespeist werden. Gutes Essen ist übrigens hier im Ruhrgebiet unser drittes Lieblingsthema, womit wir wieder beim Treppenhausplausch angelangt sind. Bin eben von einem dieser kleinen Plaudereien mit meinen Nachbarn zurück. Hier sind die Fotos vom Still-Leben auf der A40 für Euch. Weitere Bilder seht Ihr unten nach dem Klick …
In einer kleinen ruhigen Geschichte den großen Fragen der Menschheit nachzugehen – das gelingt in diesem Meisterwerk. Der Film Moon hat endlich seinen Weg in die deutschen Kinos gefunden. Fernab der Erde begegnet ein Astronaut seinem eigenen Ich.
Die Einsamkeit des Mondes
Nur noch wenige Tage muss Astronaut Sam Bell einsam auf seiner Mondstation ausharren, dann wird er zu Frau und Kind auf die Erde zurückkehren. Drei Jahre lang hat er ganz allein den völlig automatisierten Abbau von Helium-3 auf dem Erdtrabanten überwacht. Der Rohstoff dient auf der Erde als Energielieferant. Von Zuhause treffen nur ab und an Nachrichten von Sams Arbeitgeber, der Minengesellschaft ein. Weiterer Kontakt ist technisch gestört.
Im wiederholten Ansehen alter Nachrichtenfilme seiner Familie sucht der einsame Astronaut Trost. Seine einzige Gesellschaft ist Roboter Gerty, der wenig Menschliches in seinem kantigen Äußeren zeigt und auf den ersten Blick an den charismatisch gestörten HAL aus 2001: Odyssee im Weltraum erinnert. Doch in der antiseptisch anmutenden Welt der Mondstation zeichnet gerade Gerty sich durch seine Persönlichkeit aus.
Als Sam durch einen Unfall schwer verletzt auf der Krankenstation aus dem Koma erwacht, steht Gerty an seinem Krankenbett. In der Mondstation gehen seltsame Dinge vor sich und hilflos muss Sam feststellen, dass er beunruhigende Gesellschaft auf dem Himmelskörper bekommen hat.
Auseinandersetzung mit dem eigenen Ich
Mit dem Film Moon geht Regisseur Duncan Jones ein Risiko ein, handelt es sich doch um ein still erzähltes Kammerspiel mit nur einem einzigen Schauspieler, Sam Rockwell. Dieser spielt brillant den Einsamen, der sich mit seinem Selbst auseinandersetzt und der Frage nachgeht, wer er ist. Seine Schwermut und aufkeimende Verzweifelung teilt der Zuschauer, wenn Sam feststellen muss, dass die einzigen Wesen, denen er vertrauen kann, Roboter Gerty und er selbst sind. Kurz vor dem Ziel, der Rückkehr zu seiner Familie auf der Erde, bricht Sams gesamte Existenz in sich zusammen. Andere Menschen zeigen ihm gegenüber in dieser Situation wenig Verständnis, denn die Minengesellschaft kündigt zwar ein Rettungsteam an, handelt damit aber aus wirtschaftlichen Interessen. Roboter Gerty zeigt in Gefahr die größte menschliche Tugend: Mitgefühl.
Was macht uns zum Menschen?
Der Film Moon stellt die grundlegende Frage, was uns menschlich macht und hält uns auf meisterhaft ruhige Weise den Spiegel vors manchmal wenig menschlich anmutende Antlitz. Dass Regisseur Duncan Jones sich gerade den menschenfeindlichen Erdtrabanten als Handlungsort ausgesucht hat, zwingt seine Filmfigur Sam, sich ganz aufs eigene Ich zu konzentrieren. Erschütternd, dass wir uns ausgerechnet von einem Roboter mit mechanischem Greifarm und Emoticon-Bildschirm zeigen lassen müssen, was Güte und gerechtes Handel sind. Ein wunderbarer Film.
Den Trailer und weitere Infos zu Moon gibt es unten nach dem Klick …
In London überwachen sie fast jeden Quadratzentimeter und auch bei uns in Deutschland haben sie sich bewährt: Überwachungskameras – früher nur im Bankfoyer anzutreffen, habe ich sie mittlerweile auf Straßen, Plätzen und sogar gut versteckt in den Waschräumen von Einkaufscentern entdeckt. Das Künstlerduo Bitnik hat einen ungewöhnlichen Weg gefunden, sich mit dem für Großstädte typischen Thema auseinanderzusetzen. Die Züricher rufen zum Workshop mit dem Essener Folkwang Museum auf, CCTV-A trail of images – Ein Streifzug zu den Schauplätzen der unsichtbaren Stadt Essen. Ausgerüstet mit Video-Signalempfängern werden die Teilnehmer Überwachungskameras in Essen anzapfen. Am Ende des Rundgangs sollen alle Bilder zusammengetragen werden.
Hacking the City – Workshop des Künstlerduos Bitnik in Zusammenarbeit mit dem Museum Folkwang Essen
Freitag, 16.07.2010, 14 bis 18 Uhr, Treffpunkt und Ausgabe der Empfangsgeräte am Museum Folkwang Essen, Projektraum/Base Station
Anmeldung im Besucherbüro unter Telefon 0201 – 88 45 444
Ich bin nach der Leistung von Kraken-Orakel Paul davon überzeugt, dass Weichtiere die Zukunft voraussagen können. Pauls Trefferquote für den Ausgang von Fußballspielen liegt bei 80 Prozent. Selbst das Fernsehen war beim Oktopus im Oberhausener Sealife zu Gast, um seine Weissagung zu übertragen. Als die Prophezeiung fürs gestrige WM-Halbfinale in Südafrika negativ für Deutschland ausfiel, reagierte die Nation verstört. Eigentlich hatte ich versprochen, falls Deutschland Weltmeister wird, in der Mensa nie mehr zu frittierten Calamares mit Knoblauchdipp zu greifen. Tja Paul, hättest Du mal dafür gesorgt, dass Deutschland gewinnt …
Um Euch und mich ein bisschen zu trösten, ist hier Sommermusik von Darwin Deez. Radar Detector, so heißt auch die zweite Single der amerikanischen Indie-Folk-Gruppe. Viel Spaß damit.
Neben dem typischen Sound gehört auch ihr Erscheinungsbild zum Image der Stars. Die Fotografische Sammlung des Museum Folkwang in Essen zeigt bis 10. Oktober 2010 die Ausstellung A Star Is Born. Über 300 Fotos der Großen des Rock und Pop beweisen, dass es auch aufs Äußere und dessen Präsentation ankommt, wenn es darum geht, im Musikgeschäft Karriere zu machen. Die Bilder sind stille Zeugen der Musikgeschichte und dokumentieren den Sound der 60er, 70er und nachfolgender Jahrzehnte. Annie Leibowitz, Jim Rakete, Jürgen Vollmer, Mark Seliger und viele andere haben Elvis Presley, Jimi Hendrix, Prince oder David Bowie, die Beatles, Coldplay oder Franz Ferdinand in Action porträtiert.
Öffnungszeiten: Di–So 10–18 Uhr, Fr 10–22.30 Uhr, montags geschlossen
Eintrittspreise (inkl. Sammlung): Di–So 8 Euro, ermäßigt 6 Euro, Schulklassen 15 Euro, Kinder unter 6 Jahren frei
Kombiticket A Star Is Born / „Das schönste Museum der Welt“ (bis 25.7.): Di–So 16 Euro, ermäßigt 12 Euro.